Samstag, 14. Oktober 2017

28. Juli 2014 17:23 Uhr

Oberschönenfeld

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Ausstellung Endy Hupperich präsentiert in Oberschönenfeld seine „34 Perspektiven zur Gegenwart“. Heftige Diskussionen über das Rahmenprogramm Von Thomas Hack

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Die Welt von Endy Hupperich, schwäbische Galerie Oberschönenfeld.
Foto: Marcus Merk

Oberschönenfeld Wenn das Gute zum Bösen wird und das Schemenhafte die Klarheit überstrahlt – der in Kaufbeuren geborene Künstler Endy Hupperich hat sich immer schon von der Macht der Widersprüche inspirieren lassen und diese mit unterschiedlichsten Techniken auf Leinwand und Papier zu neuen Gesamtkompositionen vereinigt. „Malerei ist die beste aller Künste, neben einer guten Wurstküche“, sagt er schelmisch. Spielerisch bewegt sich Hupperich zwischen Wunsch und Wirklichkeit und verarbeitet diese Gratwanderungen der Gefühle auf Gemälden, Plakaten und Zeichnungen.

Bis zum 14. September sind seine „34 Perspektiven zur Gegenwart“ nun als umfangreiche Einzelausstellung in der schwäbischen Galerie in Oberschönenfeld zu sehen – eine mannigfaltige Melange aus Pinselstrichen und Collagen, in denen fast stets die Gegensätze dominieren. Schrille Versatzstücke, kräftige Farbnuancen und ein fast schon beiläufiger Hauch von fotorealistischer Gegenständlichkeit weiten sich hier zu einem Gesamtwerk aus, das durch Pop-Art und Straßenkunst gleichermaßen beeinflusst zu sein scheint. Großformatig stechen die Arbeiten ins Auge, auf denen grelle Sterne, Strapse oder Schmetterlinge zu sehen sind – und immer wieder menschliche Gesichter, die in schemenhafte Sphären abzugleiten scheinen.

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Hupperich lässt sich selbst in keine Schublade stecken und kann sich von vielen Dingen inspirieren lassen: „Ich verarbeite Bilder, die einen beim Vorbeifahren streifen. Es ist die Kultur, die einen umgibt. Dann kommen immer weitere Dinge hinzu und am Ende hat man Bildergeschichten, die praktisch von hinten aufgerollt sind.“ Malerei ist bei ihm zur Collage geworden, Widersprüche zu Werkzeugen.

Was allerdings dann zu heftigen Kontroversen geführt hatte, war das Rahmenprogramm, das die Gäste mitunter gehörig verärgert hat. Da war zunächst die Musik. Dass zu einer flippigen Ausstellung nicht gerade ein Bachpräludium passt, war sicherlich jedem klar. Doch was hier geboten wurde, ließ die Besucher regelrecht aus dem Saal flüchten. Jeder kennt die schrillen Rückkopplungen aus Lautsprechern, die einem beinahe die Ohren zerreißen. Doch genau aus diesen unerträglichen Übersteuerungen hat „Musiker“ Henri Maisbieter eine Sinfonie der Grausamkeiten komponiert, die augenblicklich ein halbes Dutzend Anwesende den Saal verlassen ließ. Andere hielten länger durch, indem Sie sich schlichtweg die Ohren zuhielten: „Das grenzt an Körperverletzung!“, empörte sich eine verärgerte Besucherin. Eine aus München angereiste Gruppe sah das eher locker: „Musik muss man halt spüren.“ Das mag stimmen, aber doch wohl eher mit dem Bauch als mit einem zerrissenen Trommelfell.

Moderner Dadaismus?

Keineswegs harmonischer ging es bei der Ansprache von Schriftstellerin Sophia Neopren zur Sache. Die angekündigte „etwas andere“ Rede war in der Tat ein wenig anders: Seitenlange Nebensatzkonstruktionen verloren sich im Nichts oder gingen über in sinnlose Schwadronierungen über unvollendete Witze, serbische Zaren und grüne Salatgurken. Kaum jemand hatte wirklich irgendetwas davon verstanden, wie sich in späteren Gesprächen mit mehreren Gästen herausstellte. Dazu kam auch noch die Aufforderung ans Publikum, beim Zuhören möglichst blöde Bewegungen mit den Gesichtsmuskeln zu vollführen, was die meisten Besucher aber dezent ignorierten oder mit einem verständnislosen Kopfschütteln quittierten. War das moderner Dadaismus? Selbst in diesem Falle war diese Rede fehl am Platz, da die Würdigung Hupperichs einer reinen Selbstdarstellung der Schriftstellerin gewichen war. Eine junge Dame schimpfte danach aufgebracht: „Was die Gesichtsmassage mit der Ausstellung zu tun haben soll, hat sich mir wirklich nicht erschlossen. Aber wenn sie krampfhaft als Enfant terrible auffallen will, wie damals Joseph Beuys, hat sie das geschafft.“

Aber auch darauf hatten die Münchner Besucher eine einleuchtende Erklärung bereit: „Das muss man ja auch nicht verstehen.“ Schade, dass eine solche Ausstellung von einem derartigen Rahmenprogramm begleitet wurde, das sicherlich im Herzen gut gemeint war. Aber der Grat zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist eben auch in organisatorischen Dingen oft sehr schmal.

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